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20 April 2024

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Juli 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

geht es Ihnen auch so: Können Sie das C-Wort einfach nicht mehr hören? Wie meinen Sie? Nein, nein, wir sprechen nicht von „Corona“, obwohl das natürlich auch ein CWort ist. Wir sprechen hier von „Currywurst“ und nicht wenige von uns machen zur Zeit einen eleganten weiten Bogen um den einst inniglich verehrten Fleischschwengel mit der süß-scharfen Soße und dem goldenen Pulverstaub obendrauf. Wie konnte diese mindestens auf Ewigkeit angelegte Liebe nur so kläglich in die Brüche gehen?

Da war dann wohl das andere CWort mitverantwortlich. Denn seit sich das Virus nicht mehr ganz allgemein mit der Bevölkerung zufrieden gibt, sondern sich gezielt der Fleischindustrie widmet, ist nichts mehr wie es vorher schien. Plötzlich bewundern wir nicht mehr das raffiniert angerichtete kulinarische Arrangement auf unserem Schimanski-Teller (Currywurst, Pommes Schranke), sondern fragen nur noch, was sich eigentlich in der Pelle befindet, bzw. wie das da in der Pelle eigentlich hergestellt wurde, und plötzlich sitzt er mit uns am Tisch, der ausgemachte Bösewicht des Frühsommers 2020, Clemens Tönnies, der ostwestfälische Schweineschredderer.

Okay, der hat nun eigentlich 2020 nichts großartig anders gemacht als 2019, 2018, 2017 etc. Aber plötzlich finden es immer mehr Fleischliebhaber nicht mehr in Ordnung, dass ihre Mahlzeiten von osteuropäischen EU-Mitbürgern zerlegt werden, die dafür gerade mal die Portokasse und eine Unterkunft bekommen, in der man keine Heizung braucht, weil es zu acht in der Einzimmerwohnung ja zwangsläufig immer kuschelig und warm ist. Dabei müsste doch der langjährige Schalke 04-Mäzen ziemlich genau wissen, dass man ausländische Angestellte auch auf ganz andere Gehaltslisten setzen könnte. Aber vielleicht gibt es ja einen fundamentalen Unterschied zwischen einem kunstvollen Freistoß und einem kunstvollen Bolzenschuss.

Doch egal, wie tief der Ruf des Metzger-Milliardärs gesunken ist, die Hoffnung muss er keineswegs fahren lassen. Denn Rettung lauert bekanntlich immer und überall, und meist kommt sie aus völlig überraschender Richtung. In diesem Fall von einer aussortierten und eigentlich ins Abseits abgelegten SPD-Ikone aus dem Harz, der sich ein Kostümchen mit dickem „S“ auf der Brust hat nähen lassen und jetzt als Super-Sigmar die Welt oder zumindest erst mal ihre Fleischindustrie retten will. Er hat übrigens den Vornamen in den Heldenrang erhoben, weil sein Nachname Gabriel schon von einem Erzengel reserviert war.

Nun spricht ja überhaupt gar nichts dagegen, dass man sich neue Spielplätze sucht, wenn die Genossen einen aus dem Sandkasten mit den vielen roten Förmchen geschmissen haben. Aber wenn man ausgerechnet die Branche um satte fünfstellige Honorare erleichtert, die man als Minister noch eine „Schande für Deutschland“ bezeichnete, liegt natürlich die Frage sehr nahe, ob der inzwischen wieder abgesagte Job eventuell eine „deutsche Beratungsschande“ war. Trotzdem verdient aber jeder eine fünfte Chance: Siggi, bei Schalke wird zur Zeit Hilfe gesucht und da kannst du auch die Honorarsache wieder ausgleichen, denn die Blauweißen geben dir kein Geld, die brauchen welches von dir!

Helden haben es halt auch nicht leicht. Das wusste schon der bereits genannte Kriminalkommissar Horst Schimanski, der sich in den 80er und 90er Jahren kreuz und quer durch Duisburg prügelte und meist ziemlich zerbeult, aber erfolgreich aus dem Rennen ging. Allerdings wusste er, dass man sich nach Heldentaten angemessen belohnen muss. Und das hat er dann auch getan, mit seinem Kollegen Thanner, am Imbissstand, mit dem C-Wort. Wir wünschen einen kulinarisch vielfältigen Sommer mit leckerem Fleisch aus fairer Produktion!

Ihr SB&W Team

Bauvorhaben dieser Ausgabe

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