Liebe Leserin, lieber Leser,
endlich ist sie wieder da, die Spargelzeit – und inzwischen gibt es auf Wochen- und in Supermärkten sogar die ersten heimischen Stangen, die ganz natürlich im warmen Sonnenschein gereift sind, ganz ohne aufwändige Thermofolienzelte und Fußbodenheizungen im Beet, von denen manche von uns nicht mal für die eigene Wohnung oder das eigene Haus zu träumen wagen. Aber selbst die Technikfreaks müssen einräumen: Manchmal ist es ja sogar ein bisschen tröstlich, dass ein Sandhaufen, etwas Wasser und die Sonne reichen, um weißes Gold zu produzieren.
Über die Verarbeitung dieses Stangengoldes gibt es dann allerdings immer wieder die eine oder andere Debatte. Das geht schon damit los, dass entschieden werden muss, ob man geschmolzene Butter oder Sauce Hollandaise dazu serviert. Aber gut, da mischen wir uns jetzt nicht ein. Wichtiger noch scheint uns die Frage zu sein, wie weich man den Spargel kochen darf, beziehungsweise, wie hart man ihn lassen sollte. Es ist davon auszugehen, dass die Frage in den Küchen unserer Region in den nächsten Wochen heftiger diskutiert werden wird als die, ob der Bundeskanzler sich demnächst mal zu irgendeinem wichtigen Thema äußern wird. Also „äußern“ im Sinne von: etwas sagen. Unwahrscheinlich, deshalb gleich zurück zum Spargeltopf und einer Gewissheit: Kann man die Stangen am Ende wie Spaghetti um die Gabel wickeln, sind sie zu weich, kann man mit ihnen Schlagzeug spielen, sind sie zu hart. Alles dazwischen bleibt, wie es halt so oft der Fall ist, reine Geschmackssache.
Zugegeben, diese Gewissheit ist ein wenig arg einfach. Eben wie die Gewissheit, dass der Kanzler am liebsten nichts sagt. Oder die Gewissheit, dass Bayer Leverkusen alles Mögliche kann, aber niemals Erster werden. Vizekusen halt. Aber jetzt das! Deutscher Meister! Das ist doch so unwahrscheinlich gewesen wie Alpen, die sich plötzlich spalten und einen Weg frei geben, auf dem wir die geliebten Urlaubsziele in Italien ohne nervige Pässe erreichen. Wahrscheinlichkeiten hin und her – es ist trotzdem passiert. Und sollte uns vielleicht das Fünkchen Hoffnung lassen, dass der Scholzomat doch noch zur Sprache findet, wenn wir ausreichend Kleingeld nachstecken.
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