Neue Kita „Obstkiste“ in Boye

Man muss ja nicht immer gleich Berge versetzen, um eine ansprechende neue Kindertagesstätte zu bauen. Manchmal genügt eine Streuobstwiese – so geschehen in Boye, wo eine solche ihren Platz wechselte, um Raum für ein neues Gebäude und großzügiges Außengelände mit Abenteuercharakter zu schaffen.

Dank dieser ungewöhnlichen Vorgeschichte fiel es nicht allzu schwer, einen passenden Namen für die neue Kita zu finden: „Obstkiste“. Das Thema Obst ist schließlich traditionell mit dem Standort im Steinbecksweg 4 verbunden, und eine Kiste lädt ein, es sich in ihr gemütlich zu machen, sie gewährt Schutz und dient als Raum, in dem es sich vergnügt reifen lässt.

Wer sich der „Obstkiste“ nähert, wird auf den ersten Blick bemerken, dass hier nicht einfach ein Name über eine Einrichtung gestülpt wurde, sondern eine starke Idee zum überzeugenden architektonischen Konzept geworden ist. Das zweigeschossige Staffelgebäude erhält durch die Holzelemente der Fassade schon rein äußerlich einen charmanten und einladenden „Kistencharakter“ – ein Motiv, das sich in Material und Farbgebung auch innen fortsetzt. Dazu gleich mehr.

Zunächst zu den neugeschaffenen Kapazitäten. Das Gebäude beherbergt insgesamt vier Gruppen: Im Obergeschoss sind zwei Kindergarten-, im Erdgeschoss zwei Krippengruppen untergebracht. Der durch die Staffelung der Geschosse unten zusätzlich zur Verfügung stehende Raum dient administrativen Aufgaben, unter anderem ist hier die Kita-Leitung untergebracht. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem eine Küche und ein Mehrzweckraum, im Obergeschoss ein Bereich für die Mitarbeitenden und ein Therapieraum für Kinder mit extra Betreuungsbedarf. Jede der Gruppen ist mit den Räumlichkeiten ausgestattet, die für Aufenthalt und Spiel, sanitäre Bedürfnisse und – bei den Krippen – Ruhemöglichkeiten nötig sind.

„Bei der Umsetzung dieser Kita hatten wir einen schönen Vorteil“, sagt Annabell Rodemann, für das Architekturbüro BothmerHübner Parnterschaft mbB verantwortlich für die Projektsteuerung des durch die allerland Immobilien GmbH geplanten Vorhabens, „der Grundriss basiert auf der schon länger im Betrieb gewesenen Kita in Altenhagen, sodass wir im Austausch mit deren Leitung Optimierungen realisieren konnten, die sich direkt aus der laufenden Praxis ergaben.“

Ein Unterschied springt im direkten Kita-Vergleich sofort ins Auge, und damit wären wir zurück beim Thema „Obstkiste“: In Boye geht es farbenfroh zu, weil jede der Gruppen einer bestimmten Obstsorte zugeordnet ist, die ihre Farbe den Wänden und visuellen Führungshilfen auf den Fußböden spendiert. Für die Kleinen im Erdgeschoss sind Apfel und Birne am Start, für die Größeren im Oberschoss sind es Himbeere und Aprikose. Und auch die „Kistenoptik“ lässt sich überall entdecken, zum Beispiel in rustikalen Holzflächen der gemeinsamen Küche.

Selbstverständlich ist in dieser Kiste auch haustechnisch alles auf Stand. Eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage sorgen für angenehme Temperaturen und Stromerzeugung vor Ort. Eine Aufzuganlage stellt sicher, dass auch das obere Geschoss barrierefrei zu erreichen ist.

Ein echtes Highlight ist die weiträumige Außenanlage mit ihren unzähligen Spielangeboten, die sich in Bereiche für unter und für über Dreijährige gliedern. „Wenn man das sieht, bekommt man sofort strahlende Kinderaugen“, sagt Annabell Rodemann, „man möchte am liebsten sofort alles stehen und liegen lassen und sich selbst austoben.“ Eine weitere wichtige Aufgabe der „Obstkiste“: Sie macht Appetit auf gute Laune!

Ein echter Gewinn also, und verlorengegangen ist nichts. Denn auch die Streuobstwiese fühlt sich platzversetzt wohl. Schlägt man den Pfad neben der Kita in Richtung Schrebergärten ein, trifft man auf ein Info-Schild, das kindgerecht den Lebensraum „Streuobstwiese“ und seine Tierarten erklärt – und zeigt, dass bei diesem Projekt Mensch und Natur im Einklang geblieben sind.