Der Wald zieht mit ein!
Neubau der Kita Immenhof in Hermannsburg
15.11.2024
Es kommt vor, dass sich die Form eines Baukörpers wie von selbst aus den Umständen ergibt, die seine Lage bestimmen. So geschehen beim Neubau der Kita Immenhof in Hermannsburg. Denn die Einrichtung war bereits vor Ort vorhanden – provisorisch untergebracht in einem Container, sodass die Form des Neubaus drum herum geplant werden musste und ein L ergab.
Soweit die Vorgabe, die das Büro Brüggemann + Jeßnitz Architekten aufnahm, um diese recht strenge geometrische Form mit Leben zu füllen. Eine Besonderheit fällt sofort ins Auge, wenn man sich der neuen Kita nähert. Der Dachüberstand ist verzogen angelegt und fällt überaus großzügig aus. Damit erfüllt er die wichtige Funktion, Besucher der Einrichtung visuell zum Eingang zu führen, der sich im Knick des L befindet. Außerdem wird hier ein schöner Akzent gesetzt, der sich thematisch im Inneren fortsetzen wird: Der Dachüberstand ist an einer Stelle durch ein Loch durchbrochen, durch das ein Baum wachsen wird.
Die Themen Holz und Wald bestimmen das Konzept des Neubaus. Zur Freude des Architekturbüros hatte der Bauherr, die Gemeinde Südheide, von vornherein entschieden, auf Holzständerbauweise zu setzen, was etwas kostenintensiver, dafür aber umso nachhaltiger ist. Und dieser Anspruch zieht sich durch: Das Gebäude wird mit einer Wärmepumpe geheizt und gekühlt, für die acht Erdreichsonden jeweils 100 Meter tief in den Boden versenkt werden mussten. Die Dachgestaltung ist zweigeteilt: Auf dem Pultdach ist eine Photovoltaikanlage platziert, das Flachdach ist begrünt und hebt so einen Teil der Versiegelung auf, die mit jedem Neubau einhergeht.
Die Nähe zur Natur ist auch im Innenbereich auf den ersten Blick zu entdecken. Um die Strenge der Grundform aufzubrechen, ist der Flur charmant verschachtelt gestaltet und öffnet sich an einer Stelle zu einer Art Marktplatz, einer zentralen Begegnungsstätte, an der sich Birkenstämme zu einem Spielwald formieren. „Diese Idee kam uns direkt aus dem echten Leben zugeflattert“, sagt Architekt Christoph Jeßnitz, „denn während der Bauarbeiten stand den Kindern ein kleines Waldstück als Außenfläche zum Spielen zur Verfügung. Die ist so gut angekommen, dass wir beschlossen haben, den Wald einfach mit einziehen zu lassen.“
Insgesamt sind auf einer Bruttofläche von rund 1.000 Quadratmetern Räumlichkeiten für zwei Krippengruppen, zwei Kindergartengruppen und eine integrative Gruppe entstanden. Jede der Gruppen hat ihren eigenen Raum und ihre sanitären Einrichtungen. Darüber hinaus besteht in zwei zusätzlichen Differenzierungsräumen die Möglichkeit zu gruppenübergreifenden Zusammenkünften.
Gemeinsam genutzt wird die modern ausgestattete Lernküche, in der nicht nur die täglichen Mahlzeiten eingenommen werden können, sondern die Kinder auch in altersgerechten Koch-Sessions an die Zubereitung von eigenem Essen herangeführt werden. Eher ungewöhnlich, aber äußerst nützlich sind Umkleide und WC für das Personal, die direkt an die Küche angegliedert sind. Ein Lob der künftigen Nutzer galt schon bei den ersten Begehungen der ausgesprochen freundlichen Akustik der Räume. Sie sorgt für eine ruhige Grundstimmung, die sich sogar positiv auf das Verhalten der Kinder auswirkt, weil sie verhindert, dass sich in der alltäglichen Kommunikation die Lautstärke der Stimmen hochschaukelt.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch mal laut zugehen darf. Zum Beispiel, wenn man sich mal so richtig austobt – in einem kleinen Birkenwald, den man betreten kann, ohne dafür die Kita zu verlassen.
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Jeßnitz Architekten
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