• Sie haben Fragen oder Anmerkungen? Tel.: 05141 - 299 50 60 |
  • Kontakt

19 April 2024

bildbildbildbild

März 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,


das Wichtigste vorab: Es wird auch in diesem Jahr Frühling werden, wie im letzten Jahr, im vorletzten und in jedem, das es gab seit die Land-und-Wasser-Kugel unseres Planeten sich auf ihrer Bahn um die Sonne stabilisiert hat, den hellen Stern in eleganten Ellipsen umkreist und sich dabei fröhlich um sich selbst dreht. Und wie so oft in der Menschheitsgeschichte ist es ein Frühling, an dem man sich ernsthaft fragen muss, ob alle Mitbewohner unseres Himmelskörpers eigentlich schon kapiert haben, wie viele dieser Kugeln uns zur Verfügung stehen. Man muss für die richtige Antwort nicht mal bis Zwei zählen können.

Aber schon bevor der Homo Sapiens, das angeblich so weise Lebewesen, die Bildfläche hier betrat, war der Frühling nicht immer eine Jahreszeit, die ausschließlich Leichtigkeit und Trost parat hielt. Darüber könnten zum Beispiel die Dinosaurier ein paar Lieder singen, wenn sie denn noch singen könnten. Wissenschaftlicher haben kürzlich ein Sediment entdeckt, das die Jahreszeit ihres abrupten Aussterbens belegte. Genau, dieses einzigartige Drama begann im holden Lenz, wie jede und jeder von uns dieses jährliche Quartal nennt, wenn er oder sie romantische Gedichte schreibt oder Kreuzworträtsel löst. Was unseren Kumpeln aus dem „Jurassic Park“ ziemlich egal gewesen sein dürfte, weil eben „Game Over“.

Immerhin gilt das zumindest nicht für alle Spiele. Und schon mal gar nicht für die Olympischen. Die dürfen sogar in Ländern stattfinden, in denen die Sportlerinnen und Sportler ihre Handys bei der Einreise abgeben müssen, um nicht auf blöde Gedanken zu kommen und zum Beispiel etwas zum Thema Menschenrechte auf ihren Insta-Kanälen zu posten. Stattdessen haben sie dann super schicke Staatshandys bekommen, in denen praktischerweise das ganze Wirrwarr des Internets schon mal ein bisschen vorsortiert war und vor allem sich auf Seiten beschränkte, die mehr mit dem Gastgeberland und weniger mit Menschenrechten zu tun haben.

Egal, könnte man jetzt sagen, ist ja auch schon wieder Schnee von gestern. Aber halt! Schnee ist da streng genommen gar nicht gefallen, nicht eine einzige Flocke, auch wenn es so kalt gewesen ist, dass selbst Hochleistungstiefkühlschränke vor Neid erblassten. Dass da trotz tiefster Minustemperaturen normalerweise kein bisschen Schnee leise rieselt, war dem Internationalen Olympischen Komitee natürlich genauso bekannt wie die repressive Meinungsunterdrückung des diktatorischen Gastgeberregimes. Aber für beides gibt’s ja zum Glück plausible Lösungen. Der fehlenden Freiheit begegnet man einfach mit Maulkörben für die Athletinnen und Athleten. Und dem fehlenden Schnee mit Schneekanonen. Und Kanonen sollen ja zur Zeit ganz allgemein wieder schwer in Mode kommen.
Aber die Welt ist nun mal, wie sie ist. Und sich zu sehr aufzuregen, mutzt am Ende nur dem Teil der Pharmaindustrie, der Tabletten gegen Bluthochdruck herstellt. Vielleicht muss man ganz einfach mal die Perspektive wechseln und sich mit der spannenden Frage beschäftigen, welche Jahreszeit außerirdische Wissenschaftler in ein paar hunderttausend Jahren aus einem Sediment bestimmen werden, das sie auf unserer Land-und-Wasser-Kugel finden und das ihnen die Geschichte erzählt, wann und wie der Home Sapiens seine verdiente Zielkurve genommen hat.

Mit einer solchen Vorstellung können wir unmöglich diese einleitenden Worte beenden. Denn selbst, wenn in größeren Zusammenhängen momentan nur sehr bedingt Trost zu finden ist, wird ihn der Frühling ganz zuverlässig in kleinen Portionen liefern. In Sonnenstunden, die das Grau-in-Grau des Februars vergessen machen. Im Anblick prächtig blühender Blumen im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon. Oder in der Begegnung mit einem Eichhörnchen, das sich die Backen mit Vorräten für den nächsten Winter vollgepackt hat, uns kopfschüttelnd anschaut und denkt: Ihr habt Sorgen!


Ihr
Team von SB&W

Bauvorhaben dieser Ausgabe

Anzeige ad

© Copyright mvc.medien