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20 April 2024

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Mai 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

in einer Zeit, in der es nur noch ein Thema gibt, fällt es zumindest nicht schwer, eins für ein Vorwort zu finden. Spannender wäre vielleicht zu versuchen, die Zeilen zu füllen, ohne das C-Wort zu nennen, aber dann wäre dieses Vorwort, ehrlich gesagt, schon genau an dieser Stelle zu Ende. Auch wir kommen also nicht vorbei an der winzig kleinen Nukleinsäure im karnevalverdächtigen Saugnapfmäntelchen, die ein Virus ist und von Forschern wahrscheinlich beim Feierabendkaltgetränk mit dem Namen eines mexikanischen Bieres getauft wurde: Corona. Na, dann Prost!

Wenn wir jetzt aber anfangen würden, hier die Härten und Nachteile aufzulisten, die die kleine Knubbelkugel über uns alle gebracht hat, dann würden wir feststellen, dass dafür im gesamten Heft nicht genug Platz wäre. Vielleicht wagen wir also stattdessen, ganz vorsichtig über Vorteile zu sprechen. Vorteile? Echt? Naja, schon klar, wir bewegen uns auf dünnen Planken, aber schauen wir doch mal, ob die Coronakrise neben den vielen Schatten- nicht auch ein paar Lichtseiten für uns parat hält.

Alle von uns zum Beispiel, die immer schon davon geträumt haben, langweilige Konferenzen wenigstens ohne langweilige Beinbekleidung überstehen zu dürfen, erleben zur Zeit eine Hochsaison. Denn bei der Videokonferenz im Home Office sind unsere unteren Gliedmaßen sauber unterm Schreibtisch und damit jenseits der Kamerareichweite verstaut. So kommt beim Tele-Meeting gerne mal Strandgefühl auf, erst recht, wenn man zusätzlich die Füße noch in eine Schüssel Sand stellt, während der Kopf natürlich weiter voll verständnisvoll zur durchgehechelten Online-Tagesordnung nickt.

Ein anderer Vorteil ergibt sich für eine kleine Randgruppe von Menschen, die allerdings sowieso durch Vorteile nicht gerade unterversorgt wird, nämlich die Profifußballer der ersten und zweiten Bundesliga der Herren. Die haben eins mit sehr kleinen Kindern gemein: Dürfen sie nicht spielen, bauen sie überdurchschnittlich viel Blödsinn. Deshalb die gute Nachricht: Sie dürfen wieder spielen. Und jetzt der Vorteil: Es ist plötzlich so leise, das sie sogar die Kommandos ihrer Trainer hören – wie die kleinen Racker im Sandkasten die mahnenden Anmerkungen ihrer Muttis. Und plötzlich wird’s was mit der Sandburg, äh, der Viererkette.

Manchmal funktioniert das bekloppt aussehende Mikropüschelmonster auch wie eine Lupe. Das heißt, es zeigt uns etwas, das wir vorher schon wussten, aber es zeigt uns das noch viel deutlicher als zuvor. Beispiel: Den allermeisten von uns war vorher schon klar, dass der US-amerikanische Präsident auf Verrücktheitsskalen die höheren Ränge belegt, aber spätestens jetzt wird es sogar für seine Hardcore-Fans schwierig, das noch zu leugnen. Okay, sie könnten sich aus Loyalität Desinfektionsmittel spritzen, aber man sollte vielleicht das Fantum nicht übertreiben – wir jedenfalls raten an dieser Stelle eindeutig ab!

Wer allerdings glaubt, dass noch irrer kaum geht, der liegt falsch. Schließlich haben wir ja zum Glück noch die Verschwörungstheoretiker, die allerdings abstreiten, Verschwörungstheoretiker zu sein. Egal, sie sind jedenfalls überzeugt davon, dass das Virus auf Bill Gates zurückgeht und verstopfen unserer ohnehin angespannten Streaming-Leitungen mit angeblichen Beweisen. Leute, dabei ist es doch so einfach: Jemand, der PowerPoint erfunden hat, kann eigentlich nicht mehr motiviert sein, noch eine zweite Plage über die Menschheit zu schicken.

Kommen Sie gut durch die Krise, halten Sie Abstand und – vor allem – bleiben Sie gesund! Ach ja, und genießen Sie Ihr Zuhause, auch wenn Sie momentan mehr Zeit in ihm verbringen müssen, als Ihnen lieb ist.

Ihr SB&W Team

Bauvorhaben dieser Ausgabe

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