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16 April 2024

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März 2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

wäre es zur Zeit möglich, wieder unbeschwert den Zoo zu besuchen, würden sich die Löwen garantiert verwundert die Augen reiben. Denn man kann ihnen ja mit vielem kommen, in einem Punkt aber lassen sie sich nicht gerne vom Thron schubsen: Sie sehen sich unangefochten als das Lebewesen mit der wildesten Frisur auf diesem Planeten. Und jetzt das! Da stehen plötzlich Menschen vorm Gatter, gegen deren Haarchaos die eigenen Mähnen nur noch brav wie ein englischer Zierrasen wirken. Da kann man ja nur noch verschämt den Schwanz einklemmen und sich in den letzten Gehegewinkel verdrücken.

Tatsächlich hat unser neuer nerviger Mitbürger, das Coronavirus, schon zu so manchen Auswüchsen geführt, aber kaum einer ist so sichtbar wie der auf unseren vernachlässigten Häuptern. Gut also, dass wir in den politischen Führungsetagen noch Menschen mit Herz für Haare haben. Markus Söder zum Beispiel brauchte nicht lange zu lesen, um die richtige Formel zu finden. Gleich zu Beginn des Grundgesetzes stieß er auf den Begriff der Würde und erklärte kurzentschlossen, die Frisur gehört da eindeutig dazu. Aus seiner Sicht müsste man die entsprechende Stelle also folgendermaßen ergänzen: „Die Frisur des Menschen muss immer antastbar bleiben.“ Nach uns die Sintflut, aber öffnet die Friseure!

Dabei gibt es ja durchaus Branchen, in denen traditionell die Unfrisur fest mit dem Erfolg verbunden ist. Fußball ist zum Beispiel so eine. Und wer zur Zeit in dieser Branche im Schweiße seines Angesichts sein Brot verdient, wird nicht nur mit diesem Brot belohnt, sondern darf auch ziemlich kreuz und quer das tun, wovon wir Nichtfußballer gerade nur träumen können, nämlich reisen. Wenn da zum Beispiel englische Kickerkumpels gerade nicht nach Deutschland rein dürfen, dann packt man halt selbst die Reisetasche und trifft die Buddies von der Insel in Spanien, wo man ja schließlich immer schon Buddies aus England getroffen und mit Handtüchern von der eigenen Strandliege ferngehalten hat.

Hoffentlich geht das bald mal wieder, also jetzt das mit den Handtüchern, über die sich das trinkfreudige Enepaar aus Liverpool lautstark aufregt, bis man dann doch mit denen ins Gespräch kommt und am Ende fünf Eimer Sangria bechert. Klingt irgendwie schon nach einem Paradies, aus dem wir vertrieben wurden, ohne auch nur im geringsten den falschen Apfel probiert zu haben.

Da gibt es dann wohl nur einen Trost. Genau, eine Tonaufnahme vom Mars. Das war nämlich mega clever, dem aktuellen Rover auch ein Mikro umzuhängen, damit man endlich mal mit eigenen Ohren hören kann, was da oben eigentlich so abgeht. Leider ist es nun aber so, dass man auf der Aufnahme nicht so wirklich viel hört. Ein Rauschen nur, um genau zu sein. Das lag vor allem daran, dass das Mikro in die falsche Richtung aufgenommen hat. Denn in der anderen stand die knallgrüne Marsmutti mit ihrem Bengel, der sagte: „Mama, guck mal, die haben uns schon wieder Spielzeug geschickt!“ Und die Mutti hielt ihn mit aller Kraft fest und ermahnte: „Mein lieber junger Marsmann, du lässt da bitte die Finger weg, sonst kriegen wir am Ende noch Mensch!“

Andere Welten, andere Probleme. Vielleicht also doch besser, die Dinge hier unten auf Planet Erde wieder auf die Reihe zu kriegen. Dabei muss uns in Deutschland doch auf jeden Fall die Tatsache Mut machen, dass wir letztes Jahr diesen verdammten Berliner Flughafen gegen alle Unkenrufe dann doch noch fertig gebaut haben. Und genau so werden wir das auch mit dem Impfen hinbekommen. Holpriger Anfang, aber nach hinten raus starten wir durch. Und eins ist versprochen: In zehn, zwanzig Jahren haben wir die Sache vom Tisch und fliegen von Berlin aus dem FC Bayern München hinterher, rund um die Welt, wie es uns gefällt.

Ob jetzt allerdings der Markus Söder in seiner Staatskanzlei sitzt und darüber nachdenkt, ob auch Fußball ein fester Bestandteil der menschlichen Würde ist, das wissen wir leider nicht.

Ihr SB&W Team

Bauvorhaben dieser Ausgabe

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