Mai 2023
Liebe Leserin, lieber Leser,
früher hieß es ja mal: Vom Fußball lernen, heißt siegen lernen. Denn im Gegensatz zur Restwelt, die manchmal etwas kompliziert erscheinen kann, ist das Universum des Fußballs von sehr einfachen Wahrheiten und Regeln geprägt. Zum Beispiel, dass ein Spiel 90 Minuten dauert und das nächste immer das schwerste ist. Oder, dass Abseits ist, wenn der Schiri pfeift – oder sich seit einiger Zeit ein Videokeller in Köln oder sonstwo mit Ferndiagnose einmischt. Oder natürlich auch, dass – wenn plötzlich einfach nichts mehr laufen will – auf jeden Fall immer nur einer Schuld hat, nämlich der Trainer, und das ist tatsächlich auch ziemlich praktisch so, weil man den am einfachsten rausschmeißen kann.
Und da genau bröckelt jetzt der Wunsch, vom Fußball das Siegen zu lernen, und Schuld daran ist ausgerechnet der FC Bayern München, Deutschlands heißester Kandidat, wenn es darum geht, die Champions League zu gewinnen oder coole Mannschaftsfotos im Promi-Bierzelt auf dem Oktoberfest zu machen und auf Insta zu posten. Dabei haben sich die Vereinsbosse nur an die Regel gehalten und ihren Trainer gefeuert, weil der mit seiner Mannschaft nur im Viertelfinale des DFB-Pokals, nur im Viertelfinale der Champions League und nur Tabellenerster in der Bundesliga war. Der Rest ist jetzt schon Geschichte. Denn der neue Trainer hat das eine Viertelfinale verloren, das andere Viertelfinale verloren und dann die Tabellenführung in der Bundesliga abgegeben. Diesem Beispiel wollen wir also lieber nicht folgen, es scheint so erfolgreich zu sein wie mit einer Wünschelrute auf die Suche nach einer Goldader in der Lüneburger Heide zu gehen.
Aber hieß es nicht immer auch: Von Bayern lernen, heißt siegen lernen? Und da gibt es doch zur Zeit immerhin einen, der sich als vielversprechendes Vorbild empfiehlt, und das ist jetzt mal nicht eben irgendeiner aus den Reihen, in denen die Tickets billig sind, sondern der Ministerpräsident des Bundeslandes selbst, der nämlich hat eines verstanden: Wer strahlen will, darf nicht auf Atomenergie verzichten. Und deshalb hat er dann auch gleich verkündet, dass man Atomkraftwerke in Bayern einfach als so eine Art Landesbetrieb weiterhin laufen lassen werde.
Wie er das machen will? So schwer ist das nicht. Er könnte zum Beispiel einen Abbautrupp mit Lastenfahrrädern tarnen und seinen abgeschalteten Meiler Isar 2 einfach Bauteil für Bauteil abtransportieren und irgendwo im tiefsten Dschungel des Fränkischen Waldes wieder aufstellen lassen. Ungefähr so wie ein klassischer Bond-Bösewicht, nur dass 007 Habeck in den endlosen Tiefen der Fichteneinöden nicht die Spur einer Chance haben wird, das neue Kraftwerk zu finden.
Das ist aber ein ganz schöner Aufwand für so ein bisschen Siegen. Versuchen wir also eine dritte Variante: Von der FDP lernen, heißt siegen lernen. Und da ist nun wirklich etwas dran. Nehmen wir zum Beispiel an, dass so eine Bundesregierung eine Wohngemeinschaft ist und die lange schon aufgestauten Aufgaben, die Energiewende zu meistern, sind der sich türmende Abwasch. Dann hat der WG-Kandidat FDP doch im Vorstellungsgespräch glatt gesagt, dass keiner besser abwaschen kann als er. Und klar, da nahm man ihn gerne in die WG auf. Und muss bestürzt feststellen, dass an diesem Versprechen nicht so richtig viel dran ist. Denn Abwaschen? Völlige Fehlanzeige! Das Geschirr türmt sich höher als zuvor. Dafür plädiert WG-Mitbewohner FDP dafür, erst mal die Wasserhähne zu vergolden.
Naja, was lernen wir nun wirklich aus dieser kleinen Reise durch Möglichkeiten, das Siegen zu lernen? Vielleicht ja vor allem, dass wir uns auf die gewohnten Vorbilder und Maximen nicht mehr verlassen können. Dass wir umdenken müssen. Dass wir einfach mal ignorieren, wenn der Schiri pfeift, und Abseits als Chance erkennen, allein aufs Tor zu sürmen, um es zu schießen. So nämlich gewinnt auch der FC Bayern wieder!
Ihr Team von
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